Wenn die Expeditionskreuzfahrtschiffe nicht im Hafen andocken können, sondern (vielleicht in Ermangelung eines Hafens) die Position mit dem Anker halten, fährt das Expeditionsteam mit den Expeditionsbooten an Land und bereitet eine Anlandestelle vor.
Essenziell für eine solche Anlandung ist die Ausrüstung. Das gilt zum einen für die eigene Kleidung und Ausrüstung wie Rettungswesten und Gummistiefel, zum anderen aber auch für die Vorräte und Rettungsmittel, die im Falle einer Strandung zur Versorgung und Überbrückung der Zeit bis zu einer Evakuierung notwendig sind wie Wasser, Lebensmittel (sehr trockene Kekse!), Wurfzelte und mehr. Daher ist die erste Aufgabe des Teams nach Etablierung einer sicheren Anlandestelle diese Ausrüstung aus dem Boot an die Anlandestelle zu verladen. Bei Ausrüstung für 100 Personen für 10 Tage muss dann in der Kette sehr viel Gewicht von einem Teammitglied ans Nächste weitergereicht werden. Das tägliche Workout ist also gesichert!
Ist die Ausrüstung an Land, wird die Anlandestelle gesichert und für die Gäste vorbereitet. Sichere Pfade werden abgesteckt und Aussichtspunkte etabliert. Sicher bedeutet hier sowohl sicher für Gäste und Team als auch für die Flora und Fauna der Region. Es gibt sowohl in der Arktis (AECO), als auch in der Antarktis (IAATO) Organisationen, die sich für den nachhaltigen Tourismus einsetzen. In deren Informationsbroschüren finden sich Richtlinien zum Schutz von Flora und Fauna. Diese beinhalten unter anderem Abstandsregelungen zu Tieren; beispielsweise gilt es in der Antarktis einen Abstand von mindestens 5 Metern zu Pinguinen einzuhalten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Tiere nicht in ihrem natürlichen Lebensraum gestört werden. Dementsprechend werden bestimmte Bereiche einer Anlandestelle als No-Go-Areas markiert. Um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die in diesen Regionen zum Einsatz kommen, mit den Richtlinien vertraut sind, muss jedes Jahr ein Multiple Choice Test absolviert werden, der von AECO oder IAATO zur Verfügung gestellt wird. Dafür gilt es um die 100 Fragen zu beantworten, für deren Beantwortung man die Informationsbroschüren genau studiert haben sollte.
Wenn die Anlandestelle vorbereitet ist und die Gäste sich auf den Weg an Land machen, werden die Teammitglieder auf Positionen verteilt, um sicherzustellen, dass sich die Gäste an die erwähnten Abstandsregeln halten und eine schöne Zeit an Land verbringen können. Eine meiner Lieblingspositionen ist dabei die des „Wader Boy“. In (im Idealfall) wasserundurchlässigen Wathosen und einer passenden Jacke steht man im Wasser, hält die Boote sicher fest und sorgt für freie Einfahrt zur Anlandestelle, sodass die Gäste sicher aus- und einsteigen können. Dabei entstehen auch Bilder wie dieses aus der Antarktis, auf dem ich (in orange) mit Kolleginnen zu sehen bin. Wir schieben Eis aus dem Weg, damit die Boote sicher zur Anlandestelle gelangen können.
Wenn man dann nach bis zu acht Stunden in Schnee und Eis mit unzähligen neuen Lieblingsmomenten zurück an Bord kommt und sich vielleicht nach einem Kaffee oder einer heißen Dusche wieder ein wenig aufwärmen konnte, spürt man definitiv, was man an diesem Tag geleistet hat!